Lichtverschmutzung – der Verlust der Nacht
Licht aus – Sterne an!
Unter diesem Motto stand der mit ca. 170 Zuhörer/innen sehr gut besuchte Vortragsabend, den der Naturpark Knüll und die Modellschule Obersberg in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbeirat Hersfeld-Rotenburg, der IHK Hersfeld-Rotenburg und den Naturschutzverbänden HGON und NABU organisierten. Referentin Sabine Frank, Mitbegründerin des Sternenparks Rhön, zeigte eindrücklich, wie schädlich die übermäßige künstliche Beleuchtung der Nacht für uns alle ist. Nachtaktiven Tieren geht der benötigte Schutz der Dunkelheit verloren, tagaktive Tiere finden keine Dunkelheit, um zu ruhen. Pflanzen werden im tages- und jahreszeitlichen Rhythmus verwirrt. Wir Menschen können, um zu schlafen, das Rollo herablassen oder die Vorhänge schließen. Dies können Tiere und Pflanzen nicht.
Aber auch wir Menschen schaden uns selbst: grelle Straßenbeleuchtung oder helle Scheinwerfer blenden uns, die Produktion des Schlafhormons Melatonin wird beeinflusst. Schlafstörungen sind die Folge. Dabei ist es eigentlich so einfach: Licht aus, wenn wir es nicht brauchen - Dunkelheit und Sternenhimmel an.
Sabine Frank machte insbesondere den Kommunen Mut, die Beleuchtung der Siedlungsgebiete zu reduzieren. „Laut hessischem Straßengesetz ist Beleuchtung keine Aufgabe des Straßenbaulastträgers und nicht Teil der Verkehrssicherungspflicht. Dunkelheit ist ein natürlicher Zustand“. Die Statistik gebe nicht her, dass Dunkelheit zu größerer Gefahr führe, sowohl im Hinblick auf Übergriffe, als auch im Straßenverkehr.
Im Anschluss an den Vortrag fand eine Podiumsdiskussion statt. Neben Sabine Frank standen Bürgermeister der Gemeinde Niederaula Thomas Rohrbach, Fachdienstleiterin Ländlicher Raum im Landratsamt Hersfeld-Rotenburg Martina Schäfer, Alexandra Nieding von der IHK Hersfeld-Rotenburg und Dieter Gothe vom NABU Hersfeld-Rotenburg Rede und Antwort. Moderiert wurde die Runde vom Vorsitzenden des Naturschutzbeirats Hersfeld-Rotenburg Karl Heinz Humburg und Naturpark-Mitarbeiterin Janica Buschbeck. Alle waren sich einig, dass es Handlungsspielräume in ihren Bereichen gibt, die zukünftig noch stärker genutzt werden sollen. Das persönliche, oft lautstark formulierte Sicherheitsbedürfnis Einzelner führe immer wieder bremsend zu hitzigen Diskussionen. Insofern ist Öffentlichkeitsarbeit, wie der Vortrag Sabine Franks, sehr wichtig, um den Engagierten, die den Schutz der Nacht voranbringen wollen, den Rücken zu stärken. Bei den Rednerinnen und Rednern herrschte Einigkeit darüber, dass das Handeln gegen Lichtverschmutzung gemeinsam und strategisch vorangebracht werden soll. Im Naturpark Knüll ist der Schutz der Nacht einer der priorisierten Handlungsbedarfe im Naturparkplan. Ein Sternenerlebnis wurde am Fabelweg „Mühlengrund“ bereits eingerichtet. Weitere Maßnahmen sollen folgen. Auch auf Kreisebene wird sich zukünftig etwas tun. Karl-Heinz Humburg und Thomas Rohrbach planen gemeinsam eine Arbeitsgruppe zu bilden, welche notwendige Maßnahmen zusammenstellt, die dann dem Landkreis, allen Kommunen, Vereinen und Privatpersonen zur Verfügung gestellt werden sollen. Beim Klimaschutzmanager Thomas Giese stießen sie damit bereits auf offene Ohren.